[i]Welch zeiten als der sonnenaufgang mich prachtvoll anspornte , so wie der Sonnenuntergang mir Ruhe schenkte. Vorbei. Dies liebliche Licht, es leuchtet mir nicht- Alles was mir lieblich ist ward mir zur Pein, fdenn ich kanns nicht genießen. Der höchste Verstand ist mir gegeben, an niedrigem Genußvermögen jedoch mangelt es mir ; verdammt bin ich, auf schlimmste und raffinierteste Weise, verdammt in Mitten des Paradieses.
Asche zu Asche ist jedenfalls ein Lied das trifft. Nicht umsonst ist diesem Song ein eigener Tread gewidmet, indem sich Wehmut begegnet. Ich hab das Lied eher selten angehört, es bringt mich immer in eine seltsame Stille inder ich mich nicht mehr richtig spüre, die mich daran erinnert was zu tun, was mein Ich nicht will. Die Wirkung ist vergleichbar wie ein sachtes Tippen auf die Schulter mit Fingerzeig auf ne Stelle die die eigenen Augen geflissentlich missachten...mit gutem Grund...vielleicht hab ichs deshalb vermieden zu hören.
Was das Lied bei mir hervorruft kann mit den Onkels wenig zu tun haben. Zu ihrer Zeit hatte ich kaum Verbindung zu ihnen, mal hier und da ham sie mich ein Stück durch das ein oder andere Lied begleitet das mir zufällig begegnet ist, wirklich gehört hab ich sie erst nach ihrer Zeit. Allerdings gilt dies auch nur für einige Lieder, die ich mir in kurzer und intensiver Periode reingezogen hab und seitdem ad acta liegen.
Was mich so stark bewegt müsste mehr die Einstellung und Haltung sein, die hier zum Ausdruck kommt. Abschiednahme von etwas mit dem man liebend verbunden ist...mehr noch: womit die Person sich identifiziert. Eingefleischte Fans identifizieren sich sogar so stark über ihre Vorstellungen mit dem Original, dass auch sie ein Stück weit sterben wenn es geht. Mich würde mal interessieren, ob sich auch andere über das Prinzip erschrecken? Ich mein eine Identifikation mit was Scheinbarem, was Unechtem, wodurch es so belebt ist, dass es schmerzt wenn es nicht mehr ist...ein Großteil der verwendeten Aufmerksamkeit hat frei,muss neu verwendet werden...manch einer weiss sogar nichts mehr mit sich anzufangen, verwendet sie dann zum Wiederholten Schwelgen in Erinnerungen. Meine Worte drücken nicht sehr präzise aus was ich meine, aber es müsste jeder von sich kennen ( auch wenn es sich nicht speziell auf die Onkels bezieht, sondern generell) und deshalb auch so verstehen. Erschreckend weil verbrachte Konzentrationszeit für „Echtes“ verpufft für Schmodder im Vergleich dazu. Das Leben läuft an einem vorbei, während man einen Schritt daneben steht und bastelt, oder schlimmer noch sich mit der Bastelei eines Anderen beschäftigt..und der Mensch ist damit seltsamerweise äußerst zufrieden.
Asche zu Asche hat meines Erachtens nen unbeschreiblichen Tiefgang, ein Original hört auf weiter an seiner Konstruktion zu basteln, berichtet von den erschwerenden Begleiterscheinungen wie Schmerzen, den ein Bastler erfährt wenn er zu basteln aufhört.
Was bringt eine Haut dazu sich selbst vom Leib zu schälen?
Von welcher Art ist dieser Wille, der sowas fertigbringt?
Und warum? Wozu das Ganze?
Irgendwie zeigen sich Antworten mit dem was Stephan von sich gibt, ob sie sich nun formulieren lassen oder nicht, ob als flüchtige Ahnung oder wie auch immer.
Ich glaub der Akt muss selbst vollbracht werden, um be(greifbar) zu sein...nur wer macht sowas schon? und was ist dieses sowas überhaupt? Ein Prozess der Depersonifikation? Sterben von Identifikation? Wie kann jmd daran interessiert sein, sich selbst (oder ein Stück davon) auszulöschen? Und danach? Was bleibt dann noch übrig? Ist die Wahrnehmung dessen was man zu sein meinte weisser wie ein blasser Schatten?
Glaubt ihr, Stephan hatte wirklich eine Wahl? Ich bezweifle das...wenn der Apfel reif ist, fällt er. Er hatte sogar noch allerhand zu tun, um sich zu beruhigen. Sein Verstand hämmerte fortwährend ein, dass alles ok ist was geschieht, um selbst nicht zu verzweifeln. Er musste sich sozusagen selbst an die Hand nehmen, seiner Birne erklären nichts festhalten zu können. Alles was ist, endet auch. Trägt bei Beginn das Ende schon in sich, ist gleichzeitig der Beginn von was Neuem, was auch enden wird. Wandlung ist ewig und alles ist ne einzigartige Premiere, wird nie wieder so sein.
Trennung ist quasi eine folgerichtige Konsequenz des Lebens. Es war an der Zeit endlich zu beerdigen, wo das essentiell Lebendige bereits ausgelutscht war. Die Funktion der Onkels ist bereits erfüllt und ne Steigerung zur Erfüllung gibt’s nicht. Zu Verharren bzw das bereits bediente Gebilde aufrecht zu erhalten hat eher was von einer Anhaftung an Erinnerungen an die Zeiten, in der sich die Geschichte von selbst schrieb... „künstliches“ fortzuführen entspricht nicht dem Leben, das sich nicht in vorgefertigte Bahnen pressen lässt.
Eine Schlüsselstelle zum Verständnis über die Trennungsentscheidung ist ein Geständnis von Stephan, vor dem ich Respekt zolle, denn für dieses „Entblößen“ musste Stolz und Frontalgesicht abseits geparkt werden, damit das makelhafte Rückengesicht zur Schau kommt...allerdings hatte er auch hier nicht wirklich eine Wahl...er musste gnadenlos den Dreck hervorholen, um seine Seele davon frei zu kriegen.. und gerade dieses offene Präsentieren macht die Gesamtheit so wunderschön...überhaupt nimmt Stephan auf dieser Platte kaum Rücksicht auf seine Person, die im ein oder anderen Lied radikal ins Gericht genommen wird. Genau dieses Verhalten spricht mich so an, macht die Anziehungskraft aus die diese Platte im Gegensatz zu den Onkels auf mich hat.
In diesem Lied meine ich den Ausspruch: „Wort für Wort, ja all mein Tun, diente alleine unserem Ruhm (so schreib ich was ich schreiben muss, mein Abschiedsgedicht ohne Anfang ohne Mitte ohne Schluss)“
Er hat also erkannt, dass Egoismus den Impuls seines Handeln hervorbrachte. Da er sich selbst treu ist, hat er keine andere Wahl vor seiner selbst, als damit zu brechen. Man muss Abstriche machen, wenn man sich weiterhin ins Gesicht schauen möchte. Was Stephan verkörpert hat was mit Selbstrespekt zu tun. Wir können solche Menschen oft nicht gut verstehen, da die Masse nur Respekt vor ihrem Egoismus hat und treu und brav seiner Person dient.
Was ich nicht so recht verstehe, ist, wie ich den Satz: „Die Schwachen beschützen, die Starken berauben“ in Zusammenhang mit diesem Lied bekomme. Das Offensichtliche macht für mich an dieser Stelle wenig Sinn. Ich mein, was hat das mit denm Abschied von den Onkels zu tun? Kann er doch mit oder ohne diese glauben, ouder nicht? Als ob die Trennung was mit seinem Glauben zu tun hat...ist meiner Ansicht nach erst im Übertragenen Sinn auf die heilige Kostbarkeit des reinen Seins schlüssig genug, was immer schwächer wird durch die immer stäker werdende zerstörerische egoistische Kraft im Menschen, die nach Befriedigung durch Stillen von Verlangen jeglicher Art, strebt. Veränderung findet ja an erster Stelle immer in sich selbst statt. Hier setzt er an, löst sich von seinen Mustern die ihn beherrschten. Der Saft seines Egos wird heruntergedreht, zugunsten des Rest seines Lebens was mehr will als es bei bzw mit den Onkels bekommen kann. Durch Hinwendung zu Neuen unerforschten Gebieten kann Entwicklung geschehen und das was Substanz hat darf sein.
P.S.: Die Onkels haben echt ihr Potential ausgenutz ein viertel Jahrhundert ne gemeinsame Entwicklung durchgemacht und überhaupt und sowieso. Ich kann mir vorstellen, dass irgendwann dann auch mal gut is und die Geschichte sich nur noch wiederholt. Und während man sich verändert und wächst, wird’s irgendwann zu eng in der alten Form, bis man sich von ihr befreit. So ist es. kann mir auch vorstellen, dass es wahrscheinlich ist, dass diejenigen, die dieselbe alte Form bewohnten, unterschiedlich schnell wachsen und auch in ihre jeweils eigene Richtung. Und ich glaube kaum, dass jmd der selbsttreu seinen Weg geht im Laufe dessen noch viele seinesgleichen trifft...die werden immer seltener und irgendwann ist man halt allein. Ich habe mich schon zu früheren Onkelszeiten gefragt, ob jeder in der Band lebt was gesungen wird und mir gedacht, dass es doch eher unwahrscheinlich ist denselben Horizont zu sehen. Wenn nur ein Bandmitglied nicht wirklich versteht was er präsentiert, wird die Gesamtheit unauthentisch...gerade wenn Authentizität das Fundament sein soll, wird’s doch heikel sich damit dann zu brüsten.
P.P.S.: Ihr seid besser dran, wenn ihr euch nicht um meine Meinung kümmert, unabhängig dessen, ob davon was treffen mag...sie ist wie jede andere auch aus der Begrenztheit einer Denkstruktur entsprungen, dieselbe die Ich-Verhaftung ausmacht, aber völlig Substanzlos an sich ist.
_________________ Ahab (oder auch Ishmael):
"Wenn der Mensch zuschlagen möchte muss er durch die Maske schlagen! (...) Manchmal denke ich, dahinter ist vielleicht nix. Aber das genügt mir"
Melville, Moby Dick
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