Meine Geschichte beginnt damit, dass ich ein absolutes Wunschkind war...nicht !! Mein Vater dachte wohl nicht, dass man vom Bumsen ohne Verhütung Kinder kriegen könnte - jedenfalls war er sehr überrascht als meine Mutter mit 19 schwanger wurde. Egal...er wünschte sich inständig einen Sohn, welche Enttäuschung ich als Tochter für ihn war, musste ich so ziemlich mein ganzes Leben erfahren. Ich war für ihn ein Nichts, eine Zumutung, eine Enttäuschung...was immer ich machte, gut oder schlecht, es war immer falsch. Er konnte zuschlagen - verbal und mit Fäusten, manchmal auch mit Tritten. Bloßstellen war seine Stärke, am liebsten vor meinen Freunden. Ich war kein besonders rebellisches Kind, eher von der Sorte ruhig und in einer Traumwelt lebend. Kämpfen konnte ich wie ein Weltmeister, ich hab Fußball gespielt - im Verein mit Jungs - ich wusste, wie ich mich durchsetzen konnte. In der Schule brachte ich meine Leistungen, machte nie Ärger und versuchte einfach unauffällig zu sein - schließlich wollte ich nicht, dass mein Alter nen Grund zu Ausflippen fand. Hört sich nicht schlecht an, oder ?? Ich verstehe bis heute nicht, warum ich immer zur Zielscheibe für ihn wurde...ich gab ihm selten bis nie auch nur einen Grund zum Beanstanden. Bis, ja bis meine Rebellion begann...
Mit 14 begegnete mir im Juz Burbach ein Song, den ich so abartig geil fand, dass ich zunächst nicht wusste, wohin mit mir. An einem Freitagabend fand die "alternative Disco" statt...Hard-Rock, Heavy-Metal (was ich damals schon hörte) und ne Band, von der ich noch nie gehört hatte..."Böhse Onkelz"...der Song "Mexico". Ich war fasziniert von dieser abartig geilen Stimme, deutsche Texte so geil gesungen, dass ich mit ner Gänsehaut nach Hause ging. Von da an hörte ich die Onkelz...ständig, überall, nachts, morgens, im Bus...überall. Kassetten, aufgenommen von meinem Kumpel liefen im Walkman hoch und runter - bis zum berühmten Bandsalat. "Die Stunde des Siegers" wurde zu meinem ständigen Begleiter weil ich die Erniedrigungen von meinem Alten immer mit nem Lächeln im Gesicht ertragen habe. Das machte ihn wütend, noch wütender...die kleine, dumme Kuh fiel nicht um, blieb standhaft und ertrug die Demütigungen stumm und ohne mit der Wimper zu zucken. Für die Onkelz ertrug ich Scheiße ohne Ende, lernte mit mir selbst klar zu kommen, niemals umzufallen, meine Augen zu öffnen, mir meine eigene Wahrheit zurecht zu legen. Wie viele mit mir hatte ich Auseinandersetzungen, ne dicke Lippe weil ich Onkelz-Merch trug, ihre Lieder sang oder einfach nur anders war als alle anderen. Ich flog ausm Karstadt weil ich mich erdreistet hatte nach Onkelz-Platten zu fragen...zu Hause flog ich mit dem Kopf voran an die Wand, weil ich Onkelz hörte und Poster an die frisch tapezierte Wand gehängt hatte...
Grundsätzlich war ich laut meinem Alten schwanger mit 14, packte meine Mittlere Reife nicht, meine Ausbildung würde ich sowieso abbrechen, nie einen Mann abkriegen, unter ner Brücke enden - drogensüchtig und alkoholkrank, kein Geld verdienen, niemals heiraten und wenn dann wieder geschieden werden, mein Kind endet eh als Vollhonk, unser Haus wird zwangsversteigert, der Betrieb geht sowieso den Bach runter. Kurzzeitig hatte er es geschafft...2006 konnte ich nicht mehr. Ich litt unter Depressionen und musste im Herbst zu nem Kurzaufenthalt in eine Klinik. Aber er ließ mich auch dort wissen, wie scheiße ich bin. Ich werde seine Worte niemals vergessen: "Endlich bist du Dreckstück dort, wo du hingehörst...!" Von da an hab ich den Kontakt abgebrochen und mein Mann hat ihm angedroht, dass er ihn fertig macht wenn er noch mal versucht mich oder uns zu kontaktieren...
Nichts, aber auch gar nichts ist eingetroffen !! Der alte Mann hatte unrecht, von vorne bis hinten...ich wurde nicht mit 14 schwanger, hab Schule und Ausbildung sehr gut abgeschlossen, bin seit 25 Jahren mit meinem Mann zusammen - seit 18 verheiratet, meine Tochter ist KEIN Vollhonk - eher das Gegenteil, unser Haus gehört immer noch uns und die Firma läuft gut. Meine Depressionen hab ich sehr gut im Griff, auch wenn ich manchmal mit meinen Dämonen kämpfen muss - aber es ist gut so...
Mein Alter hats übrigens immer noch nicht geschnallt. Letztens sagte er im Beisein meiner Tochter, dass ihre Eltern "dreckige Assis" wären. Meine Tochter, sonst ein Beispiel an Toleranz und Respekt, drehte ich wortlos um und will seit dem nichts mehr mit ihm zu tun haben. Eigentlich kann der alte, verbitterte Sack einem leid tun, oder ?!
So, das war ein grober Teil meiner Geschichte...ein kleiner meines Onkelz-Way-Of-Lifes. Es würde hier echt den Rahmen sprengen, wenn ich hier auf Dinge näher eingehen würde, die eigentlich in einem öffentlichen Forum nichts verloren haben. Dass ich überhaupt soviel von mir preis gegeben habe liegt an den Menschen hier im Forum. Ich habe das Gefühl hier verstanden zu werden und nicht mit einem Augenrollen als Freak betitelt zu werden. Fürs Lesen schon mal ein fettes Danke ;)
_________________ ++++++++++++++++Nihil fit sine causa++++++++++++++++
"...ich bin hier und jetzt und werde morgen sein..."
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