Schöne Geschichte von Till, gerade gelesen. ;-) Schön, dass es den "Promis" rund um Stephan scheinbar auch mal so ging, wie es uns gehen würde oder schon gegangen ist. *g*
"Hab ich eigentlich schon mal erzählt, wie demütigend mein Einstieg in die Frankfurter Rock´n´Roll-Umlaufbahn war? Nein? Dann wird es jetzt, einen Tag vorm W-Tourstart, Zeit. Denn es war - ungefähr, mit ein bisschen gutem Willen - heute vor 13 Jahren, dass ich nach nur zwei Wochen eigentlich schon meine Sachen wieder packen und mich durch die Hintertür vom Acker machen wollte, nachdem ich Stephan zum ersten Mal getroffen hatte.
Wer ist hier Onkelzfan? Alle? Okay... Dann kennt ihr das ja: Ohne den großartigen Gonzo und Pe zu nahe treten zu wollen, aber die beiden Identifikationsfiguren bei den Onkelz waren und sind ja seit jeher eher Kevin und Stephan. Kevin steht für den Bauch, das Herz, die Straße, das Archaische, Harte, das "Lieber stehend sterben"-Moment - das Destruktive, das erst mit Macht einreißt und dann Neues errichten will. Stephan steht für den Kopf, die Schule des Lebens, den Aufstieg, das "Mutier mit mir", das Konstruktive, das verändern aus sich selbst heraus. Beide stehen gleichberechtigt jeweils für eine Schule des Zugangs zum Onkelzwerk, gemeinsam schaffen sie das gigantische Identifikationspotenzial für Akademiker und Arbeitslose, Gewinner und Verlierer - und vor allem für alle, die was aus sich und ihrem Leben machen wollen. Lange Vorrede - deswegen zum Punkt: Ich habe die Straße nie kennen gelernt, ich trug mit 18 keinen Zorn, sondern nur einen diffusen Willen zur Veränderung in mir, obwohl ich nicht wusste, wieso und in welche Richtung das führen sollte. Ich wollte ein bisschen Rebellion und ein bisschen Revolution - aber nicht aus Wut, sondern durch den Willen motiviert, irgendwas anzuschieben. Kurz: Ich war Stephan-Jünger - in einem Maße, das 2014 zu mancher Social Media-Peinlichkeit geführt hätte.
Als Stephan damals im Sommer 2001 zum ersten Mal im B.O.-Büro aufschlug, saß ich schon zwei Wochen da - an vorderster Front. Abends, kurz vor Feierabend, ging die Tür auf, der Weidner kommt rein - und der Raum füllt sich. Es könnte eine kleine, leicht homoerotische Liebeserklärung sein, wäre ich nicht unromantisch und unpoetisch. Aber es war damals so und es ist heute noch so: Stephan ist ein Menschenfänger im guten Sinne, seine Anwesenheit lässt Räume kleiner werden. Das galt damals noch umso mehr, vor allem für mich. Der Weidner, meine Projektionsfläche, MEIN Onkel, der, dessen Texte ich in der Schule auf die Tischunterseiten geschrieben (nicht etwa oben eingeritzt hatte). Und was passiert? Der E grinst debil, es fehlte noch, dass mir der Sabber rechts aus dem Mundwinkel läuft. "Hallo, ich bin der Stephan." Donnergrollen, ein Echo verstärkt und verlängert seine knappen Worte zu einem ganzen Evangelium. "der Stephan... Ephan... Ephan...." Mein Grinsen verzieht sich zur dümmlichen Fratze. (Atze... Atze...) Der Moment, in dem man besonders klug, aufrecht und revolutionär wirken möchte, entgleitet. Eddy Hartsch sagte dann aus dem Hintergrund etwas Nettes und erklärte, das sich der Neue, Till, bin. "Kann der auch noch was anderes, außer blöd grinsen?" *zwinkerzwinker* Stephan gab mir dann noch die Hand und ich konnte immerhin noch was raus murmeln, aber das wars dann auch schon. Die erste Begegnung. Ein Desaster. Ich kam damals - nach langen Diskussionen mit mir selbst - doch noch wieder. Inzwischen gehts die meiste Zeit..."
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